Herzlich willkommen zu unserem Lesezeichen! Zum Jahresbeginn teilt Jonas Görtz seine Überlegungen zu „Der ganz formale Wahnsinn. 111 Einsichten in die Welt der Organisationen“ von Stefan Kühl: Welche eigentliche Motivation steht oft hinter Veränderungsprojekten zu „Kultur“? Was sind Kern und Traditionen aktueller Forderungen bspw. nach mehr „Agilität“? Was verbaut man sich, wenn man klare „Ziele“ formuliert? Was ist der Nutzen beim oft praktizierten „Regelbruch“? Welche Funktion hat „Bullshit“ in der organisationsinternen Kommunikation? Fragen dieser Art stellen sich mir als Begleiter von Organisationen und den Menschen darin immer wieder. Stefan Kühl gibt uns mit 111 Einsichten ein breites Angebot an Perspektiven auf bestimmte Eigenheiten im Innenleben von Organisationen. Dass es sich dabei weder um Trivialitäten noch um Eindeutigkeiten handelt, drückt der Titel trefflich aus: Der „ganz formale Wahnsinn“ in Organisationen ist gar nicht so leicht zu begreifen, der Diskurs darum provoziert an vielen Stellen gehöriges Rauschen. Die Managementliteratur und Entscheidungsträger:innen sind angefüllt mit Rezepten und Vorstellungen, was angeblich eindeutig hilft oder auch schadet. Die Einsichten des Organisationsforschers Kühl verstehen sich als Angebot, die Dinge von einer ungewohnten, diskursfernen Position aus zu betrachten. Die Mission ist klar: Wenig ist so, wie es scheint. Die Begebenheiten sind komplex und voller Paradoxien, es gibt immer ein Dahinter, Daneben oder Davor einer Situation, das sich lohnt in die eigene Betrachtung mitaufzunehmen. Was mich so fasziniert an diesem Buch ist die Art und Weise, wie es mich immer wieder zu irritieren vermag. Ich lese die zwei- bis dreiseitigen Einträge zu einzelnen, zentralen Begriffen oft enzyklopädisch in der Bearbeitung konkreter Beratungssituationen. Dann hilft es mir, denn ich brauche es auch, die Perspektive zu wechseln, Ungewohntes und Kontraintuitives zu denken, um mir meiner „blinden Flecken“ (auch ein Eintrag) klarer zu werden. Kühls Verzeichnis „diskursiver Klingeltöne“ nutze ich dabei als Korrektiv bereits gewonnener Überzeugungen, als Überprüfung getätigter Aussagen, als Qualifizierung der Kommunikation zwischen mir als Organisationsberater und meinem auftraggebenden Gegenüber. Kurzum: Das Buch provoziert und regt mich zum wiederholten Nachdenken und Perspektivwechsel an. Wer Lust auf Irritationen und Erkenntnisgewinn über die besonderen Eigenheiten von Organisationen hat und dabei ebenso Wert legt auf wissenschaftliche Fundierung, um seine oder ihre Handlungsfähigkeit zu stärken, dem sei dieses Buch sehr empfohlen. Wer hinter den 111 Einsichten 111 Rezepte und Maßnahmen zum eindeutigen, pauschalen Handeln vermutet, wird enttäuscht. Richtig so, denn die wären auch nicht hilfreich. Zum Buch: https://lnkd.in/dPmC-TJE #Organisationen #Beratung #Systemtheorie #sytemisch #Systemischdenken #Wahnsinn
Ich finde es auch sehr lesenswert und schaue immer mal wieder rein für ein paar Anregungen, Irritationen und hier und da auch ne kleine Provokation, die gerne auch mal in einen Kurs/Seminar/Workshop zu Themen wie Coaching, Führung, Organisationsentwicklung etc. mitnehme
🟢 Maria Grüner
3mo
Entwicklung entsteht durch Irritation. Was ich spannend finde: Viele bestätigen, Entwicklung sei essentiell, reagieren dann aber erbost, verwirrt oder gar gelähmt, wenn Veränderung an ihre eigene Tür klopft. Was könnte eine gute Einladung zum Perspektivwechsel sein?
Lisa Reimer
3mo
Ist bestellt
Danke für den Tipp! Kommt auf die Liste!
Veränderungsbegleiterin | Teamentwicklerin | Impulsgeberin | Mediatorin
3moDiese Empfehlung kann ich teilen, ebenso wie den gleichnamigen Podcast: https://open.spotify.com/show/34KGLhGaeYK3zslSFXgA8a?si=dVsw94rFSQ2AOsFjlQ0wog